28. Wo ist Quasty?

 

Nach zwei Stunden gab es keine Mäusestraße mehr auf den Wiesen rund um die Mäushecke, die Papa Korno, Mama Salamine und Kässy nicht abgelaufen waren — auf der Suche nach Quasty. Erschöpft ließen sich die drei neben einem großen Maulwurfshügel nieder. „Sicher hat ihn auch der Habicht geholt!“ seufzte Kässy, und Mama Salamine meinte: „Oder die Eule Tyto vom Friedhof!“ — Papa Korno aber kniff seine Schnauze zusammen und quiekte: „Er lebt — ich habe das im Gefühl! — Nur — wo ? Wo steckt er?“ Plötzlich quietschte er: „Wir gehen zu Frau Maussandra, der Wahrsagerin — die wird uns helfen!“
Papa Korno musste allein zu Frau Maussandra laufen, die beiden anderen trauten sich nicht. Und als Papa Korno der Mäusewahrsagerin gegenüberstand, konnte er auch gut verstehen, warum alle Mäuse sich vor ihr fürchteten.
Frau Maussandra war beinahe rattengroß, kohlrabenschwarz und hatte struppige rote Borsten um die Schnauze. Sie hörte Papa Kornos ängstliches Gestotter an, drehte sich dann um und kroch zu einer großen weißen Glasscherbe, die direkt unter dem Hinterausgang ihrer Erdhöhle lag. Der Mond funkelte auf das Glas, und es gab einen gruseligen Widerschein an den Wänden der Höhle.
Die schwarze Maus starrte stumm auf das glitzernde Glasstück — Papa Korno wagte kaum zu atmen. „Ich sehe Glas!“ sagte Maussandra plötzlich, „viel Glas, einen ganzen Berg von Glas, er wird immer größer!“ — Papa Korno konnte damit nichts anfangen. „Wo ist Quasty?“ piepste er zaghaft. „Glas, Glas, ein Berg von Glas!“ murmelte die schwarze Maus — dann wandte sie sich von ihrer Funkelscherbe ab und hielt Papa Korno ihre große schwarze Pfote hin: „Kostet zehn Gerstenkörner!“ knurrte sie mit tiefer Stimme. Papa Korno legte die Ohren an vor Schreck und quiekte: „Morgen, morgen bringe ich sie dir — ganz gewiss!“
Auf dem ganzen weiten Heimweg dachte Papa Korno über das nach, was die Mäusewahrsagerin gesagt hatte — ein Berg von Glas — aber soviel er auch grübelte, er konnte sich keinen Reim darauf machen.
Im Schuppennest angekommen, kroch er todmüde in seine Kuhle und schlief sofort ein.
Als er mitten in der Nacht aufwachte, wusste Papa Korno, was er zu tun hatte. Schnurstracks lief er durch das Schuppenloch nach draußen und die nächtliche Straße entlang.
Sein Weg führte ihn zum Apfelborner Dorfplatz — zum Altglascontainer. Viel Glas — hatte die Wahrsagemaus gesagt. Und im Schlaf hatte Papa Korno vom Altglascontainer geträumt! Sicher war Quasty in dem Scherbenbehälter und kam nicht mehr heraus!
Unterwegs fiel es Papa Korno auch wieder ein, dass er Quasty beim Hochzeitsmahl von dem süßen Saft in den kaputten Flaschen im Container erzählt hatte, und er war sich nun ganz sicher, dass er Quasty darin finden würde. Er fing an zu rennen.
Bald hatte er den Dorfplatz erreicht und hüpfte hastig auf den Mauerabsatz, von dem aus man bequem auf den Behälter gelangen konnte. Er krabbelte zum Containerloch und schaute hinein.
Er schaute, er glotzte — und wie erschrak er! Der Altglasbehälter war leer!
 

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