18. Das Geschenk von Onkel Teddy
 

“Telefon für dich! Kai! Tobias ist dran!“ - Quops lässt den Füller aufs Heft fallen und düst zum Telefon. Mit offenem Mund und großen Augen hört er zu, was Tops ihm zu sagen hat. Als er den Hörer auflegt, sagt er: „Du, Mama, ich soll heut’ noch zu Tops kommen. Die haben Besuch aus Amerika, ’ne Tante un’n Onkel von Tops oder so. Und die ha’m ihm was Tolles mitgebracht. Aber was, wollt’ er nicht sagen.“
„Erst die Aufgaben, Kai!“ mahnt Frau Wolpert.
Missmutig beugt sich Quops über sein Rechenheft. Textaufgaben hasst er. „Wenn ein Junge auf einer CD einen Film von 68 Minuten Dauer hat, einen zweiten Film, der halb so lange dauert und zwei Filme von je 17 Minuten Dauer, wie oft kann er die Filme in sieben Stunden anschauen?“ - „So’n Quatsch!“ brummt Quops und kaut auf seinem Füller herum. Schaut zum Fenster hinaus, spielt mit dem Lineal und denkt an Onkel Teddy. So heißt der Onkel von Tops aus Amerika. – „’n komischer Name für’n Onkel, Teddy!“ denkt Quops laut. Dann starrt er wieder auf die Textaufgabe. Er mag nicht, er will nicht, er kann nicht – jetzt die blöde Aufgabe rechnen, er will zu Tops!
Quops schreibt einfach die Zahlen aus der Textaufgabe in sein Heft ab und darunter: Lösung: „Der Junge kann die CD fünfmal anschauen.“ Basta.
Vielleicht stimmt’s ja zufällig!? Und wenn es falsch ist, ist’s ihm auch egal. Er will jetzt zu Tops.
Als Quops eine halbe Stunde später Onkel Teddy die Hand gibt, ist er ganz aufgeregt. „Onkel Teddy ist ein richtiger Cowboy!“ hat Tops gesagt, „er hat eine Farm mit 11000 Rindern in Arizona und reitet jeden Tag 20 Kilometer!“
„So sieht also ein Cowboy aus, in Wirklichkeit!“ denkt Quops und guckt Onkel Teddy ganz genau an. Im Gesicht ist er braun, hat aber viel mehr Falten als die Cowboys im Fernsehen. Sein Bauch ist ziemlich dick, fast so wie bei Tonnykid, Quops’ Lieblingswesternheld.
„Quops, jetzt guck’ mal, was ich bekommen hab’!“ Tops packt Quops am Arm und zieht ihn ins Nebenzimmer. Auf dem Tisch liegt eine Art Lederknäuel. „Weißte, was das is’?“ fragt Tops. Quops fingert an dem Lederzeug herum. „Dämmert’s dir?“ fragt Tops . Quops zuckt die Schultern.
Tops greift das Lederdings vom Tisch: „Komm, wir geh’n in’ Garten damit!“ sagt er. Quops folgt ihm gespannt.
Im Garten lässt Tops das Lederding auseinandergleiten. „Weißte’s jetzt?“ fragt er. Quops sieht einen langen dünnen Riemen mit einer Schlinge vorne dran. „Ahh, ja!“ sagt Quops, „damit fangen die Cowboys Kühe!“ - „Ja!“ sagt Tops, „das is’n Lasso, ’n Lasso extra für Kinder zu Üben. Onkel Teddy hat mir gezeigt , wie’s geht.“
Tops stellt sich auf, legt einen Teil des Lassos um den Arm, wickelt ein weiteres Stück locker um die linke Hand und in die rechte Hand nimmt er die Schlinge. „Ich werf’s davorn’ um den Stuhl!“ sagt Tops. Er lässt seine Hand mit der Schlinge kreisen, schneller. Das Lasso fliegt durch die Luft und fällt drei Meter vor dem Stuhl ins Gras. „Ich kann’s noch nicht richtig“, sagt Tops.
„Lass’ mich mal!“ sagt Quops. Tops wickelt das Lasso auf und legt es Quops fachmännisch um. Jetzt wird Quops werfen. Er hebt den rechten Arm und schleudert die Schlinge im Kreis. „Nicht so wild!“ schreit Tops, „auahhh! Meine Hand! Auuuh!“ Quops hat Tops mit der Schlinge erwischt. An seiner Hand zeigt sich eine blutige Schramme. Tops steckt die Hand in den Mund und saugt daran herum. „Du Rindvieh!“ schreit er.
„Hey, boys!“ ertönt es da hinter ihnen, it’s no problem! Come on!“ – Onkel Teddy nimmt Quops das Lasso von der Schulter. Im Nu hat er es umgelegt. Die Schlinge beschreibt eine Ellypse durch die Luft, schnellt davon, fällt um die Stuhllehne, ruck – und sie sitzt fest.
Quops und Tops stehen wie Säulen. – „Ich habe ’braucht many years, um so zu können!“ sagt Onkel Teddy. – Die beiden Freunde schauen sich an. – „Viel üben! Und wenn ihr könnt es, kommt ihr besuchen mich, in Amerika, in Arizona!“ sagt Onkel Teddy und grinst.
 

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