Eifelabend


Wolkenrosen schwellen
über den Tannenberg,
mit hell schraffierten Stellen
malt sich ein Himmelswerk.

Der Berg krönt ein Weidengelände
und Äcker, von Büschen gesäumt;
im Süden steh'n schiefrige Wände,
vom Abendrot warm gebräunt.


Im Norden kuppt eine Weide
gegen den Horizont,
als dunkle Erdenscheide
gegen die leuchtende Front.

Ein Abendbild -
still und groß,
bis - etwas quillt
aus der Kuppe Schoß.

Köpfe und Leiber
erscheinen am Kamm,
Hunde als Treiber
für Schafe und Lamm.

Die Wolkenrosen werden belebt,
eine Herde in ihre Blüten strebt,
verteilt sich über den Weidenhang
und zieht am verblassenden Himmel entlang.

Zwei hohe Gestalten
wie Scherenschnitte
sind plötzlich in der Herdenmitte,
zwei Schäfer, sie walten
nach alter Sitte.

Sie pfeifen den Hunden
und lenken die Truppe
sacht über die Kuppe -
es sind verschwunden
Sonne und Herde.
Nur Wald und dunkle Abenderde.


von Marie Winkel

aus Band 1

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