Bis heut war ich ein Zotteltier,
doch jetzt bin ich ganz nackt,
denn eben kam ein Mensch zu mir,
der hat mich fest gepackt
und mir mein graues Zottelhaar
schnippschnappel abgezwackt.


Mein Haar warf er in eine Bütt'
und ging dann nachher fort damit.
Was er wohl mit dem Fellhaar tut?
Mich wärmte es so weich und gut!
Nun muß ich frieren in der Nacht,
werd' obendrein noch ausgelacht!


Denn als ich gerade war geschoren,
da kam ein Tier mit langen Ohren
und einer braunen Schnüffelnase -
ich glaub', es war ein alter Hase.


Der hoppelte auf meine Weide,
macht Männchen, sah mich komisch an,
fragt' lachend mich nach meinem Kleide
und fing dann gar zu schimpfen an:

 

"Du dummes Tier, hätt' ich so tolle
und dichte feine Krausewolle,
ich würde mich nicht scheren lassen,
der Scherer könnte mich nicht fassen;
ich würde viele Haken schlagen
und meine Wolle weiter tragen!"


Ich senkte traurig nur den Kopf
und trauerte um meinen Schopf,
ließ mich dann nieder in das Gras
und blökte leise zu dem Has:
"Du hast gut reden, Hoppelmann,
nicht jeder so gut rennen kann;
will ich entwischen, kommt der Hund
und beißt mir meine Beine wund!
Ich muß erdulden alles brav,
denn ich bin nur ein armes ...!

 

von Marie Winkel

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