2. Das
Kinderfest
Wieder einmal war
es soweit im
Vorratskeller des Gasthauses
in Apfelborn. Das
Mäusenest hinter dem
Viezfass hatte sich
gefüllt; denn Frau
Mausekatz, die wegen
ihrer Vorliebe für
Salami den hübschen
Vornamen Salamine besaß,
hatte Kinder bekommen.
Es waren acht
Stück auf einen
Schlag, und die
Hebamme, Frau Mäusezieh,
wischte sich mit
der Pfote den
Schweiß von der
Stirn, als sie
das letzte Mäusebaby
abgeleckt und ins
Nest gelegt hatte.
„Acht sind zuviel“,
quiekte sie, „vier
wären genug!“
Doch Frau Mausekatz
meinte: „Mir ist’s
ganz recht, dass
es so viele
sind. Beim letzten
Mal waren es
nur fünf, und
von denen hat
zwei der Kater
gefressen, und die
übrigen drei sind
jämmerlich ertrunken, als
der große Regen
kam und der
Keller hier voll
Wasser lief. Wenn
ich aber acht
Kinder habe, bleibt
mir bei einem
Unglück eher noch
eines erhalten!“
Es war nun bei
Familie Mausekatz üblich, dass die
Kinder erst nach einem Monat, wenn
sie schon groß und selbständig waren,
Namen erhielten. Und zwar wurden sie
genau wie ihre Mama Salamine danach
benannt, was sie am liebsten fraßen.
Diesmal waren nach einem Monat von
den acht Mäusebabys immerhin noch vier
am Leben. Frau Salamine schlug vor,
dass sie die Namen Schoggel, Zucko,
Kässy und Mehlinchen erhalten sollten.
Schoggel für das älteste Mausekind,
weil es am liebsten Schokolade fraß,
Zucko für das zweite, das Zucker
bevorzugte, Kässy für die große
Tochter, die ein Käsefan war, und
Mehlinchen für das Jüngste, das am
liebsten Mehl schlabberte.
Papa Korno war einverstanden, und man
beschloss, ein Kinderfest zu feiern
und dabei die Namen bekanntzugeben.
Eingeladen wurden die sieben Kinder
von Mäusemeyers und die drei Kleinen
von Familie Mausss.
Zunächst gab es ein großes Festessen:
Als Vorspeise knochenharte Käserinde, als
Hauptgericht Käfertopf, und als Nachtisch
sollte es eine Überraschung geben.
Nachdem die Mäusekinder den Käfertopf
geleert hatten und Zucko eben das
letzte Käferbein in den Mund geschoben
hatte, waren sie zunächst einmal satt
und wollten vor der Nachspeise ein
bisschen spielen.
Sie spielten ihr Lieblingsspiel
„Körnerschnappen“. Dabei wurden für 14
Mäusekinder 13 Körner in einen Kreis
gelegt, und während Papa Korno ein
Liedchen pfiff, mussten die Kinder um
den Körnerkreis herumlaufen; sobald er
aber aufhörte zu pfeifen, musste jedes
Mäuslein blitzschnell ein Korn schnappen.
Das eine Mausekind, das kein Korn
erwischte, hatte verloren.
Mehlinchen verlor als erstes, kroch in
ein Eckchen und weinte ein bisschen;
beim zweiten Durchgang, als für die
übriggebliebenen 13 Mäusekinder 12 Körner
ausgelegt wurden, verlor Zucko; als
das Spiel zu Ende war und
Mäusemeyers Naggy als Sieger feststand,
erinnerte Papa Korno an die
Überraschungsnachspeise.
Alle Mäuslein mussten sich in eine
Reihe aufstellen, und Mama Salamine
sagte: „Wenn es oben in der
Gaststube still geworden ist, schleichen
wir im Mäusemarsch mucksmäuschenstill nach
oben; dort liegt unter einem Tisch
ein halbes Stück Marmorkuchen, was
einem Gast heruntergefallen ist. Das
wollen wir als Nachtisch fressen!“
Die Kinder wedelten vor Freude mit
ihren Schwänzen, doch
— das
sollte ein gefährliches Abenteuer werden,
denn unter der Gaststubentheke schlief
Wombo, der Hund; und außerdem hatte
sich der Wirt für die Mäuse
etwas Böses ausgedacht.
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