3.
Die böse Überraschung
Als
der letzte Gast die Gaststube über
dem Mäusekeller verlassen hatte, der
Wirt das Licht ausgeknipst hatte und
kein Laut mehr zu den Mäusen
hinunterdrang, machte sich Papa Korno
mit den 14 Mäuslein auf den
gefahrvollen Weg nach oben.
Im Mäusemarsch schlich die Gesellschaft
die Kellertreppe hoch; lautlos setzten
die Mäusekinder ihre kleinen Pfötchen
voreinander, denn sie hatten schreckliche
Angst, der Kater könne sie hören.
Und der Hund Wombo unter der
Theke, ob er sie riechen würde?
Oben angekommen, mussten die Mäuse
feststellen, dass die Gaststubentür
verschlossen und der leckere Marmorkuchen
für sie daher unerreichbar war.
Enttäuscht beratschlagten sie, was sie
nun anstellen könnten, um doch noch
eine süße Nachspeise zu ergattern.
Papa Korno runzelte seine Mäusestirn
und überlegte; schließlich fiel ihm
ein, dass er in der Nacht zuvor
auf dem Küchenboden ein paar süße
Krümel und zwei Rosinen gefunden
hatte. Also beschlossen sie, in der
Küche nachzusehen.
Zum Glück stand die Küchentür einen
Spalt offen. Papa Korno lugte
vorsichtig hindurch und hätte beinahe
einen Freudenquieker ausgestoßen. Unter dem
Küchentisch lag ein großer Brocken
Streuselkuchen, eine herrliche Nachspeise!
Leise, aber ohne Zögern machten sich
die Mäuse über den Kuchen her,
nagten und knabberten, und im Nu
war er aufgefressen.
„Das schmeckt nach mehr!“ piepste
Zucko ganz leise, und alle Mäusekinder
schauten sich suchend um. „Da, dort
unter der Eckbank, da ist noch
ein Stückchen“, sagte Schoggel plötzlich,
„aber es ist ein Gitter darüber!“
Alle liefen hin, um den Kuchen
in dem Gitterhäuschen zu betrachten,
und Mehlinchen quiekelte: „Da ist eine
Tür im Gitter, da kann man
reingehen!“
— „Ich
traue mich nicht“, sagte Schoggel,
aber Zucko rief: „Aber ich! Das
ist doch kinderleicht, du Angstmaus!“
Zucko kroch tatsächlich in das
Gitterhäuschen, und alle Mäuse sahen
erwartungsvoll zu. Papa Korno sagte:
„Komm lieber wieder heraus, das ist
mir nicht geheuer!“ Doch Zucko hörte
nicht auf ihn, schleckte an dem
Kuchen und schnupperte an den
Gitterstäben. Als er sich gerade
wieder herumdrehen wollte, um den
Kuchen endlich aufzufressen, gab es
einen lauten Knall. Alle Mäuse
sprangen vor Schreck in die Höhe
und sausten zur Tür hinaus.
Schon an der Kellertreppe angekommen,
hörten sie plötzlich aus der Küche
ein klägliches Wimmern
— das musste
Zucko sein!
Papa Korno eilte zurück und fand
Zucko noch in dem Gitterhäuschen vor;
die Tür des Häuschens war zugefallen,
Zucko war gefangen, und obendrein war
sein Schwänzchen unter dem Türgitter
festgeklemmt!
„Schrei nicht so laut, sonst hört
dich der Kater!“ sagte Papa Korno.
„Wir wollen sehen, wie wir dich
da herausbekommen. Gott sei Dank bist
du ja sehr mager.“
Papa Korno packte Zucko an den
Pfoten und versuchte, ihn durch die
Gitterstäbe zu ziehen. Zucko wimmerte
leise und machte sich so dünn
wie möglich. Noch ein Ruck, und
er war befreit.
Aber o weh! Ein größeres Stück
von Zuckos Schwanz war unter der
Eisenleiste hängengeblieben und abgerissen.
Zucko jammerte: „Mein Schwanz, mein
schöner Schwanz, au, au!“
Papa Korno aber schimpfte: „Sei still!
Denk an den Kater und an Wombo!
Wenn du nicht so neugierig gewesen
wärest und so verfressen, wäre dein
Schwanz noch heil!“
Traurig senkte Zucko sein restliches
Schwänzchen, an dem ein großer
Blutstropfen hing, und schlich hinter
Papa Korno in den Keller zurück.
Mama Salamine stieß einen Schrei aus,
als sie Zuckos blutenden Schwanzstummel
sah, und schickte die große Tochter
Kässy den Mäusedoktor holen. Den
Mäusearzt Dr. Schneid, Spezialist für
Mausefallenopfer!
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