26. Eine
Mäusehochzeit
Auch
Papa Korno und Mama Salamine staunten, als sie von Mehlinchens
Heldentat hörten. Papa Korno meinte: „Siehst du, Salamine, unsere
Tochter schlägt dem Urgroßvater Mausathan nach — wir heißen zurecht
Mausekatz !“ — Seine Frau antwortete nicht, sie zweifelte ein
bisschen an Mehlinchens Mut und dachte, dass die Katze wohl vor
irgendetwas anderem weggelaufen sei.
In Gedanken versunken begann sie ihr Fell zu putzen, und als sie
gerade dabei war, ihre linke Hinterpfote gründlich zu lecken,
stürmte Zucko durchs Schuppenloch herein und schrie: „Wir sind alle
eingeladen — alle — zur Hochzeit — Frau Mausmops heiratet unseren
Mäusedoktor Schneid! Morgen nacht ist es soweit, und jeder soll
etwas Gutes mitbringen!“
Mama Salamines Herz machte einen Hüpfer vor Freude: Hochzeit — das
bedeutete Tanzen! „Wo wird gefeiert?“ fragte sie begeistert. — „Auf
Doktor Schneids Speicher in Apfelborn — auf den Speicherdielen kann
man besser tanzen als bei Frau Mausmops auf dem Friedhof, und — und
es gibt auch keine Eulen dort !“ antwortete Zucko.
Frisch geleckt und mit gebürsteten Schwanzquasten trafen die
Hochzeitsgäste auf dem Speicher ein. Die Damen hatten ihre
Nasenspitzen mit Schmalz zum Glänzen gebracht, und die Herren hatten
ihre Schnurrbartspitzen in Mehl getunkt, denn weiße Spitzen galten
als modern. Besonders schick war Frau Mausss aus dem Gemüsegarten,
sie hatte sich an den rostigen Stäben des Gartenzauns ihr Bauchfell
rotbraun gefärbt und dazu eine weiße Flaumfeder in die Schwanzquaste
gesteckt.
Frau Mausmops, die Braut, hatte sich im Keller der Bäckerei im Mehl
gewälzt und erstrahlte in Weiß; der Bräutigam, Dr. Schneid, trug
einen dicken blutigen Verband um die Vorderpfote — er hatte sich vor
lauter Aufregung beim Putzen seiner grünen Glasscherbenbrille
schrecklich geschnitten.
Als letzter Gast erschien Herr Mäusemeyer, keuchend und mit viel
Mühe zog er eine halbe Banane an der Schale die Speichertreppe
hinauf und rollte sie dem Brautpaar vor die Pfoten.
Auch die anderen Gäste hatten leckere Dinge mitgebracht: Haselnüsse,
Weizenähren, getrocknete Spinnenbäuche und Regenwurmwurst. Kässy
opferte schweren Herzens eine Schweizerkäserinde, und Müsy trug eine
Walnussschale voller Kuchenkrümel zwischen den Zähnen.
Die Krönung aller Geschenke war in ein Salatblatt gewickelt. Frau
Mausmops, die jetzt Frau Schneid hieß, packte es eben aus, als die
Tanzband erschien: Dies waren „The Grilleys“, fünf Grillen, die man
aus dem Winterschlaf geweckt hatte, sowie die Pfeifmaus Maquinka.
Alle zusammen bestaunten nun das tolle Geschenk, das Dr. Schneid
seiner Braut gemacht hatte, eine fette, rote Nacktschnecke. Und alle
rätselten noch herum, woher der Mäusearzt im späten Winter eine
frische Schnecke mit Salatblatt geholt hatte — da begannen die
Musikanten zum Tanz aufzuspielen, Maquinka pfiff dazu — und auf dem
Speicherboden wurde es lebendig!
Die Mäuse quirlten durcheinander, machten Männchen und hüpften auf
den Hinterbeinen, legten ihre Vorderpfoten dem Vormann auf den
Rücken, schlugen ihre Schwänze im Takt und hopsten und sprangen, als
hätte jede zehn Beine.
Beim Brauttanz verringelte das Brautpaar die Schwänze miteinander
und drehte sich männchenmachend im Kreis. Die anderen schauten
voller Bewunderung zu, bis — ja, bis der Bräutigam auf der
Bananenschale ausrutschte und auf den Rücken fiel.
Man half ihm auf, setzte ihm die Brille wieder auf die Nase — und
machte sich über die Hochzeitstafel her.
Schoggel schnappte sich eine Regenwurmwurst, nickte Müsy zu, und die
beiden verkrochen sich in eine dunkle Speicherecke, futterten und —
schmusten.
Die Hochzeit endete mit der freudigen Kunde, dass es nächste Woche
eine neue Hochzeit geben werde, die Hochzeit von Schoggel und Müsy
im Schuppen der Familie Mausekatz!
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