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			1. Wer ist Quops? 
			 
			Um es gleich zu sagen – Quops ist 
			ein Junge. Achteinhalb und fast so dick wie ein Berliner. 
			Nicht wie ein Berliner aus Berlin, sondern wie ein Berliner aus der 
			Bäckerei. 
			Und Quops isst auch schrecklich gern Berliner. Nicht nur an 
			Fastnacht wie alle Leute, sondern das ganze Jahr durch. 
			Haben ihn die vielen Berliner so dick gemacht? Nein! Quops ist 
			krank. Er muss jeden Monat einmal zum Arzt und jeden Tag Tabletten 
			schlucken. Quops mag die Tabletten nicht, denn sie machen ihn etwas 
			müde. Und wenn er dann nur müde herumhängt, sagen die andern: 
			„Mensch, ist der faul! Nie macht er irgendwas mit!“ 
			Quops findet sie alle doof, die andern; die Mädchen, die immer 
			herumhüpfen in der Schulpause, mit dem blöden Hüpfseil, und die 
			andern Jungen, die nur Fußball im Kopf haben. 
			Einmal vor zwei Monaten, als er mit seinen Eltern hierher umgezogen 
			war und in die neue Schule kam, hat er mitspielen wollen. Da haben 
			die sich totgelacht, Sven und Philipp und Andy: „Du bist ja selbst 
			’n Fussball!“ hat Sven gesagt. 
			Fussball ist blöd, findet Quops. Und als einer von den Fussballstars 
			in seiner Klasse den Ball an die Nase kriegt und blutet und heult, 
			freut sich Quops. 
			Er grinst ein bisschen, und der Lehrer, der die Aufsicht hat, faucht 
			ihn an: „Findest du das so schön, wenn sich einer weh tut? Schäm’ 
			dich!“ 
			Quops verdrückt sich und futtert sein Schulbrot. Ja, er findet es 
			gut, wenn einer von den Angebern was abkriegt! Sie lachen ihn ja 
			auch aus. Und das merkt der Lehrer nicht. 
			Quops hat sich auf die Treppe gesetzt, lutscht einen Lolly und denkt 
			an den Nachmittag. Da kommt wieder seine Lieblingsserie im 
			Fernsehen. Eine Westernserie. Da spielt ein Dicker mit, so wie er. 
			Und der kann toll reiten und prügeln und schießen. 
			Nach der Pause hat Quops Kunstunterricht. Er sitzt vor einem großen 
			weißen Blatt und kaut an seinem Pinsel. Er überlegt gerade, ob er 
			das schwarze Pferd malen könnte, auf dem der Dicke im Western immer 
			reitet. Da kommt Frau Marks, die Kunstlehrerin, an seine Bank: „Nun 
			mach’ mal, Kai, fang’ an! Schau’ mal, dein Nachbar hat so eine 
			schöne Blüte gezeichnet!“ – Eine Blume sollen sie malen, weil der 
			Rektor sechzig wird. Alle Kinder. Jedes eine. Und dann werden die 
			Blumen ausgeschnitten, und alle auf ein Poster geklebt. 
			Bööhh, ist das langweilig! Quops hat überhaupt keine Lust, eine 
			Blume zu malen. Am Ende der Stunde hat Quops eine Art Kaktus 
			gepinselt, mit vielen Stacheln. Frau Marks sagt nichts, als sie sein 
			Bild sieht, aber sie guckt ihn so komisch an. „Sieh’ mal zu, dass 
			du zu Hause eine neue Blume malst, Kai!“ sagt sie, „dies hier können 
			wir nicht verwenden! Mal’ eine richtige Blume, mit grünen Blättern 
			und einer blauen oder gelben Blüte!“  
			Kai, nein Quops, klappt seinen Malblock zu. „Ich wollte ja noch eine 
			Blume dranmalen, an den Kaktus!“ sagt er, „Kaktusse haben auch 
			Blumen!“ – „Kakteen heisst es, nicht Kaktusse!“ sagt Frau Marks, 
			„und sie haben keine Blumen sondern Blüten. Aber für unsern Strauss 
			ist das nicht das richtige!“ 
			Quops findet das gar nicht. Erstens haben Kaktusse – äh, Kakteen – 
			tolle Blüten, und zweitens kommen riesige Kaktusse in seiner 
			Wildwestserie vor. 
			Er wird mit Mama sprechen. Die wird ihm eine Blume malen, mit 
			Blättern und so. 
  
			
			
			              
			
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