3. Ist Jule krank?
Quops sitzt in seinem Zimmer an den Aufgaben – und
horcht!
Paps und Mama streiten sich. Seitdem sie von Köln nach hier
umgezogen sind, streiten sie sich dauernd.
Quops knabbert an seinen Fingernägeln. Er denkt an seinen Freund
Kevin in Köln, dessen Eltern sich scheiden ließen.
Quops hält es nicht mehr aus. Er legt den Füller hin und guckt aus
dem Fenster. Schön ist’s draußen!
Dafür, dass Quops so dick ist, ist er erstaunlich schnell aus dem
Fenster geklettert. Hinten auf der Straße hält Andy mit dem Fahrrad
und redet mit Jakob aus der Parallelklasse. Quops hat keine Lust
hinzugehen.
Er wird zu Frau Becks Garten gehen. Eine Straße weiter und er ist
da. Hängt sich über den Zaun und sucht den Garten mit den Augen ab.
Sind sie alle nicht da? Murmel nicht? Die dicke weiße Jule? Keine?
Quops macht das Gartentor ein bisschen auf und ruft: „Murmel! Komm!
Komm!“ Es raschelt leise in der Wacholderhecke. Murmels Kopf spitzt
unter einem tiefen Zweig hervor.
Zehn Sekunden später hat Quops Murmel vor sich auf dem Boden liegen
und krault ihm den Bauch. Der große graue Kater schnurrt so laut,
dass Quops Gänsehaut bekommt. Und er rekelt sich vor lauter Wohlsein
hin und her; dann streckt er die Krallen heraus und umklammert die
Hand von Quops ganz fest. Die beiden mögen sich!
Quops schaut sich um, ob nicht auch Jule da ist, die weiße
Katzendame. Als er „Jule“ ruft, klappt über ihm ein Fenster auf und
Frau Beck schaut heraus: „Jule ist drin – bei mir – wenn du sie
sehen willst, musst du reinkommen!“
Frau Beck sagt das so komisch, dass Quops ganz verwirrt ist. Wieso
ist Jule bei dem schönen Wetter im Haus? Ist sie krank?
Ein bisschen ängstlich geht Quops die Treppe hinauf. Er war noch nie
bei Frau Beck in der Wohnung, und seine Mutter hat ihm verboten, zu
fremden Leuten in die Wohnung zu gehen.
Aber Jule! Wenn sie doch drin ist!
Jule ist krank! Quops erschrickt. Sie liegt auf der Küchenbank in
einer Kiste und jammert. Jetzt schreit sie sogar laut, und Quops
starrt entsetzt in die Kiste. Das Tier richtet sich ein wenig auf,
und hinten kommt etwas aus ihm heraus. Quops steht mit offenem Mund.
„Sie kriegt Junge!“ sagt Frau Beck, „eins hat sie schon!“ – „Wo
denn, wo denn?“ schreit Quops, und – dann sieht er hinter der Katze
ein kleinwinziges graues Klümpchen.
Quops will Jule streicheln. Da reißt sie ihr Mäulchen auf und faucht
und guckt ihn ganz wild an. „Die musst du jetzt in Ruhe lassen!“
sagt Frau Beck, „sie hat Angst um ihre Kleinen!“
Quops knabbert vor Aufregung wieder an den Fingernägeln – fast hält
er die Luft an, bis Jule ihr letztes Kind bekommen hat.
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