5. Quops bekommt ein Baby
Quops ist schlechter Laune. Doof ist das, superdoof,
wenn man die Hausaufgaben vom Vortag nochmal abschreiben muss.
„Was ist denn das für ein Gekrotzel, Kai?“ hat Herr Speicher gesagt,
als er sein Heft angeschaut hat, „das musst du für morgen noch mal
neu schreiben, das kann man ja gar nicht lesen!“ Neun lange Sätze.
Quops motzt vor sich hin.
Und die Buchstaben sind genauso mies gelaunt wie Quops und setzen
sich ganz verquer auf die Zeilen. Das wird nie was! Quops ist wütend
und knallt das Mäppchen gegen die Wand.
Seine Westernserie, seinen Tonnykid, darf er auch nicht gucken,
heute. Und nur, weil er nach der Schule ein bisschen getrödelt hat.
Blöd sind sie alle, die Erwachsenen.
Quops steht auf, kriecht halb unter sein Bett und kramt dort herum.
Er hat eine Idee. Er wühlt in den Spielzeugschubladen und in der
alten Legokiste. Als er gefunden hat, was er sucht, verdrückt er
sich leise aus dem Fenster.
Er schlendert den Bürgersteig entlang, stolpert über einen
Tannenzapfen, weil er nach einem Flugzeug guckt, und steht kurz
darauf vor Frau Becks Gartentor. Murmel hockt auf der Matte vor der
Haustür, und Jule kauert zwei Meter daneben, und um sie herum wuseln
ihre Kleinen. Sind die schon gewachsen! Quops fallen fast die Augen
aus dem Kopf. Ein Weilchen guckt er ihnen zu. Vor allem ein
schwarzweißes Katzenkind findet er süß. Es schlägt einen Purzelbaum
nach dem andern und dann – beißt es seine Mutter in den Schwanz.
Quops zieht das Ding aus seiner Jackentasche, was er unter seinem
Bett gesucht hat. Es ist eine Spielzeugmaus mit grauem Filzfell.
Quops zieht sie auf und setzt sie am Gartentor so auf die Platten,
dass sie zu den Kätzchen läuft.
Die sitzen wie erstarrt, mit großen Augen, eins verkriecht sich
hinter seine Mutter, ein anderes kollert sich zur Seite. Die Katze
Jule richtet sich auf die Vorderpfoten auf und streckt den Kopf vor.
Die Spielzeugmaus läuft an ihr vorbei und bleibt an der Haustreppe
hängen.
Jule dreht den Kopf herum, steht auf, geht an die surrende Maus
heran und schnuppert. Ganz vorsichtig. Dann streckt sie die rechte
Pfote aus und betupft die Maus. Und dann kann Quops nichts mehr
sehen, weil die dicke Katze sich vor die Maus setzt. Doch er hört es
ein bisschen klirren und kommt heran. Jule hat die Maus umgekippt
und schiebt sie mit der Pfote an der Treppe entlang. Sie scheint die
Maus sehr interessant zu finden.
Quops hat derweil das schwarzweiße Katzenbaby aufgehoben und sieht
es sich an. Es krallt sich an seiner Hand fest und kaut auf seinem
Daumen herum. Es pickt ganz schön. „Willst du es haben?“ tönt es da
über ihm vom Balkon. – „Oooh!“ stöhnt Quops, „das wär’ cool!“ –
„Frag’ halt deine Mutter, ob du es nehmen darfst!“ – Seine Mutter
fragen? Quops verzieht den Mund. Das wird er nicht tun. Er weiß, was
da herauskommt. „Ich darf es nehmen!“ behauptet Quops, „mein Papa
hat gesagt, wenn wir hierhergezogen wären, bekäm’ ich ein Haustier!
Weil ich meine Freunde ja nicht mehr hab’!“
Quops kuschelt das Kätzchen in seinen Jackenärmel, sein Daumen
blutet ein bisschen. „Danke!“ sagt er und geht schnell zum
Gartentor. Die Frau auf dem Balkon ruft ihm noch etwas nach. Doch
Quops läuft jetzt, so schnell er kann. Nicht, dass sie es sich noch
anders überlegt.
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